Beurteilung der Jury
Die denkmalgeschützte Turbinenhalle aus dem Jahr 1924 macht es vor: Auch Industriegebäude können einen architektonischen Ausdruck besitzen, der Staunen lässt. Was auf der ehemals größten Baustelle Europas vor knapp 100 Jahren entstand, erfüllte deswegen nicht nur über Jahrzehnte hervorragend seinen Zweck, sondern feierte seine Funktionalität auch mit einer Architektur, die mehr sein wollte als bloße Hülle. Der Stolz über das technische Können wurde hier in Form übersetzt. Das erinnert an die AEG-Turbinenfabrik von Peter Behrens – und legt die Latte hoch. Wie gut, dass der Bauherr VERBUND Innkraftwerk GmbH die Aufforderung annahm und für den Neubau einen Architekturwettbewerb durchgeführt hat. Die Sieger, Robert Maier Architekten, sind sich bei ihrem Entwurf des größten deutschen Wasserkraftwerksprojekts sichtbar ihrer Verantwortung bewusst und haben das Ingenieurgebäude ästhetisch durchdekliniert. So ist ein Gebäude entstanden, das sich dezent und trotzdem kraftvoll in seine Umgebung einfügt.
Die Struktur der Fassade sowie der schwarz zurückversetzte Einschnitt, in dem sich die Zufahrtbereiche und die Funktionsräume befinden, nimmt dem Gebäude seine Massivität. Die Materialität macht gleichwohl klar, um was es in einem Wasserkraftwerk geht: um gewaltige Kräfte. So entstand in Töging am Inn ein Wasserkraftwerk, das den historischen Anspruch an ein Technikbauwerk zeitgenössisch und auch selbstbewusst weiterdenkt.
Ein Gebäude also, das seinem Nachbarn durchaus gerecht wird.
Standort:
Töging am Inn
Fertigstellung:
2022
Architekt:
ROBERT MAIER ARCHITEKTEN, Neuötting
Bauherr:
VERBUND Innkraftwerke GmbH - Kraftwerk Töging, Töging am Inn
Weitere Projektbeteiligte:
Sebastian Romahn
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