
Beurteilung der Jury
Ein rosa Haus an einer kleinen Platzsituation in der Altstadt von Ingolstadt. Nichts Besonderes fällt beim ersten müßigen Vorbeigehen ins Auge. Aber hier steht eine Zeitmaschine!
Bis ins 16. Jahrhundert reicht die vorhandene Bausubstanz zurück. Das Architekturbüro Mühlbauer hat das Kunststück vollbracht, bei Sanierung und Ausbau des Vorhandenen die jeweilige Substanz nicht zu rekonstruieren oder gar zu erneuern, sondern alles Originale wiederzuverwenden und – wo notwendig – zu reparieren. Keine Zeitschicht wird bevorzugt. Unerheblich ob 16., 18., 19. Jahrhundert oder heute, alles wird mit gleicher Leidenschaft behandelt. Und wie! Bei notwendigen Ausbesserungen in 200-jährigen Eichenfenstern werden passgenaue Eichenstücke eingefügt. Vorhandene Eichenbalken werden sanft mit Seife abgelaugt, um ja nicht die Substanz zu schädigen. Neue, innen vorgelagerte Stahlfenster sind so kunstvoll und filigran zugefügt, dass die pure Lust am Handwerklichen, an der Durchdringung kleinster Details sofort auffällt, ohne dabei aufdringlich zu sein.
Es ist eine große Lust, durch diese Zeitmaschine zu wandeln, zu erfahren was gewesen ist und was sein kann und dabei ein Stück Stadt wiederbelebt zu sehen. Wenn doch nur allen vorhandenen Bauwerken diese Leidenschaft, diese Ernsthaftigkeit und Könnerschaft entgegengebracht würde!
Standort:
Ingolstadt
Fertigstellung:
2019
Architekt:
Architekturbüro Mühlbauer, Ingolstadt
Weitere Projektbeteiligte:
IBN Bauphysik GmbH & Co. KG, Theresienstrasse 28, 85049 Ingolstadt
Grad Ingenieurplanungen für Baustatik und Konstruktion, Taschenturmstrasse 2, 85049 Ingolstadt
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